69 trächtige Rinder, die wochenlang an der türkischen Grenze festgehalten wurden und unter qualvollen Bedingungen auf dem LKW eingepfercht waren, haben den Tod gefunden. Aufgrund eines bürokratischen Fehlers und fehlender Abstimmung zwischen den Behörden mussten die Tiere im Niemandsland zwischen der EU und der Türkei verharren, was schließlich zu ihrem Tod führte.
Der durch die Tierschutzorganisation Animals Angels aufgedeckte Vorfall im Detail: Am 12. September 2024 starteten zwei Lastwagen mit trächtigen Rindern aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt in Richtung Türkei. Trotz aller nötigen Papiere und tierärztlichen Bescheinigungen wurden sie an der bulgarisch-türkischen Grenze gestoppt, weil sie aus einem Gebiet mit nachgewiesener Blauzungenkrankheit stammten. Obwohl bei keinem der Tiere die Krankheit diagnostiziert war, konnten die Transporte weder zurück- noch weiterfahren. Nach Wochen der Qual und mehreren Appellen an die Behörden, die ungehört blieben, endete die Reise der wenigen, noch überlebenden Tiere im Schlachthof von Edirne nahe der Grenze.
Dr. Claudia Preuß-Ueberschär, Sprecherin des „Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln“ erklärt dazu: „Es ist ein unfassbares Versagen der Behörden und eine direkte Folge der völlig unzureichenden europäischen Regelungen für Langstreckentransporte von lebenden Tieren. Diese Transporte, bei denen die Tiere tagelang unter miserablen Bedingungen unterwegs sind, müssen dringend beendet werden. Es ist höchste Zeit für ein EU-weites Verbot solcher Transporte in tierschutzrechtliche Hochrisikostaaten. Deutschland könnte endlich die Initiative ergreifen, mit einem Verbot vorangehen und damit eine Vorreiterrolle übernehmen.“
Seit über einem Jahr protestiert das Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln vor dem Bundeslandwirtschaftsministerium jeden zweiten Mittwoch im Monat gegen Lebendtiertransporte in Drittstaaten.
Preuß-Ueberschär erklärt dazu: „Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir verweist immer nur bei kurzen Begegnungen mit den Protestierenden auf die Zuständigkeit der EU. Minister Özdemir hat jetzt, bei der Novellierung des Tierschutzgesetzes, die Chance, ein nationales Verbot von Lebendtiertransporten in Hochrisikostaaten einzuführen. Mehrere Gutachten, darunter eines des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, bestätigen, dass dies rechtlich möglich und geboten ist.
Offensichtlich stehen bei der Politik gerade andere Interessen im Vordergrund. Tiere sind aber fühlende Lebewesen, keine gewöhnliche Handelsware und ihr Leid darf nicht als Verhandlungsmasse eingesetzt werden. Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen!“
Die Forderungen des Tierschutznetzwerk Kräfte bündeln:
- Sofortiges nationales und EU-weites Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten
- EU-weite, strengere Regelungen für Tiertransporte
- Grundsätzliche Abschaffung von Langstreckentransporten lebender Tiere
Die Pressemitteilung im PDF-Format kann hier abgerufen werden.